Autor: F. Schlachter
Seiten: 360, Pb.
Pater Charles Chiniquy (* 30. Juli 1809 in Kamuraska, Kanada; † 16. Januar 1899 in Montreal) war ein presbyterianischer Prediger und Gemeindeleiter; ursprünglich war er katholischer Priester.
Charles Chiniquy wurde als Sohn des spanischstämmigen Notars Charles Chiniquy und dessen Ehefrau Regina geboren. Seine Mutter brachte ihm ab seinem vierten Lebensjahr das Lesen und Schreiben mit einer lateinisch-französischen Bibel bei. Er war begeistert von den biblischen Geschichten und kannte viele derselben bald auswendig. Mit neun Jahren konnte er die Leidensgeschichte nach dem Johannesevangelium frei und auswendig aufsagen. Die Mutter stand ihm hier hilfreich zur Seite, weil sie ihn immer wieder abfragte, ob er auch verstanden hätte, was er aufsagte. Im Jahre 1818 kam es zu einer Konfrontation mit dem ortsansässigen französischen Priester, weil der junge Chiniquy die Bibel las. Der Priester verlangte die Herausgabe der Bibel, um dieselbe zu verbrennen. Sein Vater zeigte aber Zivilcourage und verweigerte dies.
1821 verstarb dann plötzlich sein Vater. Dadurch kam die Witwe mit ihren drei kleinen Kindern in große wirtschaftliche Not. Zwei Schwestern von Frau Chiniquy nahmen dann die Witwe bzw. Charles auf. Der Abschied von der Mutter war für Chiniquy äußerst schmerzlich. Er wurde dann zum katholischen Priester ausgebildet und 1833 zum Priester geweiht. Er war ein vorbildlicher Katholik und Priester und gründete 1851 die Kolonie St. Anna in Illinois. Er wurde ein Kämpfer für die Abstinenz (''Temperenzler''). Es kam aber immer wieder zu Auseinandersetzungen mit Amtskollegen, die sich dem Trunk bzw. anderen Unsitten ergeben hatten. In all diesen Kämpfen blieb Chiniquy, trotz vieler Anfeindungen, siegreich.
1855 kam es dann zu weiteren Auseinandersetzungen, als sich Chiniquy offen gegen Missstände in der katholischen Kirche wandte. Es kam sogar so weit, dass sich Chiniquy 1856 in dieser Angelegenheit an den Papst und an Napoléon III. wandte. Chiniquy hatte sich inzwischen innerlich immer mehr von den Lehren des Katholizismus gelöst. Sein Bischof hatte ihm bereits die Exkommunikation angedroht, weil er sich zu stark an die Bibel gebunden hatte. Als er 1858 dann noch eine persönliche Bekehrung zu Jesus Christus erlebte, konnte er sich in der katholischen Kirche nicht mehr halten und verließ diese. Im selben Jahr folgte ihm seine Gemeinde in diesem Schritt. Chiniquy heiratete 1864 und hatte auch Kinder, bekannt sind seine Töchter. Er wurde auch als Erwachsener erneut getauft. Zeitweise wollte Abraham Lincoln ihn zu seinem Gesandten machen. Chiniquy blieb aber der Hirte seiner Gemeinde. Die nächsten vierzig Jahre waren von unbeschreiblichen Kämpfen mit dem Katholizismus geprägt. Zeitweise kam er so in Nöte, dass er nur noch seine Bibel und seine Kleider, die er auf dem Leib trug, besaß. Letztlich blieb er aber standhaft und baute eine vorbildliche Gemeindearbeit auf. Er bereiste in späteren Jahren dann auch Europa und Deutschland, namentlich Köln.